Studienerkenntnisse aus den Azubi Recruiting Trends 2025

Veröffentlicht am 14. Juli 2025

Vor wenigen Wochen wurde die neueste Studie von u-form, die Azubi Recruiting Trends 2025 veröffentlicht. Mit Spannung erwarte ich jährlich diese Ergebnisse, denn sie enthalten inspirierende Erkenntnisse! Wir alle können viel zum erfolgreichen Recruiting und zu einer gelingenden Ausbildung beitragen! Ich bin gespannt zu erfahren, welches Ergebnis Sie überrascht hat oder in Ihrem Tun bestätigt. Vielleicht erhalten Sie auch einen Impuls, sofort etwas bestimmtes zu verändern?

63 %

63 % der befragten Betriebe können ihre Ausbildungsplätze besetzen. Im Vergleich dazu unsere Zahl aus der Mitgliederumfrage aus dem Frühjahr 2025: 78 % unserer Mitgliedsbetriebe in der Initiative für Ausbildung können ihre Ausbildungsplätze besetzen. Das sind 15 % mehr! Ein Grund, stolz zu sein? Aber ja!

42 % der Bewerbenden erhalten mehr als 1 Angebot für einen Ausbildungsplatz. D.h. Sie haben mit Ihrem Ausbildungsplatzangebot Konkurrenz! Nicht nur deshalb lohnt es sich, Gas zu geben, sich abzuheben von anderen und mit verständlichen Beispielen zu zeigen, was Ihr Betrieb bietet und wer Sie sind.

42 %

65 %

Ein wichtiger Schritt, Ausbildungsabbrüche zu verhindern, ist es, Berufsorientierung zu ermöglichen – bevor die Ausbildung startet. 65 % der Schüler:innen sagen, dass sie selbst für die Berufsorientierung zuständig sind. Das ist ganz schön reflektiert. Sie schieben die Verantwortung nicht in Richtung Eltern, Schule oder Betriebe. Jedoch nur 3 % der Betriebe sehen sich selbst in der Verantwortung, für die Berufsorientierung zuständig zu sein. Das ist zu wenig! Denn wer kann den Beruf am besten erklären und darstellen, gar erlebbar machen? Die Schule? Mama und Papa? Nein, es sind die Betriebe selbst. Daher: Sind Sie gut vernetzt mit den örtlichen Schulen? Kennen die Lehrer:innen Ihre Ausbildungsberufe? Laden Sie Schulklassen zu sich in den Betrieb ein? Schaffen Sie Erlebnisse und tragen Sie aktiv zur Berufsorientierung bei. So können die Schüler:innen einen Abgleich machen zwischen der Realität und ihren Erwartungen und Vorstellungen. Auch dadurch werden Ausbildungsabbrüche verringert. Sidenote: Ein Schnuppertag ist den Schüler:innen mit 70% viel lieber als ein Video zum Beruf (30%). Und wer noch früher mit der Berufsorientierung starten möchte: Auch Kindergärten sind wichtige Sparringspartner!

Die Eltern sind große Influencer: 31 % der befragten Schüler:innen benennen ihre Eltern als berufliche Vorbilder. Im Vergleich zu den Freund:innen sind die Eltern deutlich wichtiger: 61 % der befragten Schüler:innen sagen, der Der Rat der Eltern ist noch wichtiger als der Rat der Freund:innen (39%). Daher: Richten Sie Ihre Kommunikation nicht nur auf die Zielgruppe der Jugendlichen aus, sondern auch auf deren Eltern!

31 %

Social Media Präsenz

Was wollen die Schüler:innen auf Social Media sehen? Kein Tanzen, kein Essen, kein Nonsens. Stattdessen: Konkrete Infos zur Ausbildung, zum Betrieb, über den Bewerbungsprozess. Über Ihre Haltung, Ihre Werte. Über das Team und die Führungskräfte. In einer humorvollen Art und Weise und in einer guten Qualität.

Kennen Sie Ghosten? Wurden Sie schon einmal geghostet? Haben Sie schon einmal über Nichterscheinen geschimpft? Verständlich! Das macht kein gutes Gefühl. Genauso müssen sich wahrscheinlich auch die 60 % der befragten Schüler:innen fühlen, die keine Absage auf ihre Bewerbung erhalten haben. Wer ghostet denn nun wen?

Ghosting

Bewerbungsprozess

Wie funktioniert Ihr Bewerbungsprozess? Wissen Sie, woran die Schüler:innen im Prozess scheitern? Spielen Sie Ihren eigenen Prozess regelmäßig selbst durch? Versetzen Sie sich regelmäßig in die Lage der Jugendlichen und gehen Sie Schritt für Schritt vor. Ist alles harmonisch? Oder entdecken Sie vielleicht, dass, wenn Sie einen QR-Coe von einem Rollup-Banner scannen, keinen Lebenslauf auf dem Handy haben, den Sie hochladen können?

Was sind Ihre Gründe, den Bewerber:innen eine Absage zu erteilen? Finden Sie sich in diesen 5 Haupt-Absagegründe wieder?

  • 65 % Fehlendes Wissen über den Ausbildungsberuf
  • 47 % Keine guten Noten in Mathematik
  • 36 % Fehlendes Wissen über unser Unternehmen
  • 30 % Keine guten Noten in Deutsch
  • 23 % Fehlerhaftes Anschreiben

Braucht es in dem entsprechenden Beruf wirklich Mathematik? Können Sie auch darüber hinwegsehen, dass Sie jemand noch nicht so gut kennt? Was können Außenstehende von Ihrem Betrieb öffentlich wahrnehmen? Was posten Sie auf Social Media, was steht in der Presse und auf Ihrer Webseite? Welches sind Ihre Hauptanforderungen für die Ausbildungsplätze? Ist es wirklich das Anschreiben und ein sehr gutes Wissen über den Ausbildungsberuf? Oder ist Ihnen Persönlichkeit, Passung ins Team nicht doch wichtiger?

Absagegründe

49 %

49 % der Betriebe haben kein schriftlich definiertes Anforderungsprofil für Azubis. D.h. diese Betriebe verlassen sich auf ihr Bauchgefühl, wen und mit welchen Fähigkeiten sie gerne als Bewerber:in hätten. Schreiben Sie es auf! Welche Fähigkeiten sind Ihnen sichtig? Welche Eigenschaften muss ich mitbringen, damit ich für den Beruf und in den Betrieb passe? Diese Anforderungen müssen sich in den Stellenanzeigen wiederfinden.

Die TOP 5 gesuchten Eigenschaften vs. Selbsteinschätzung der Schüler:innen (trifft vollkommen & eher zu)

  • 80 % Teamfähigkeit <> 87%
  • 68 % Zuverlässigkeit <> 92%
  • 62 % Kommunikationsfähigkeit <>70%
  • 61 % Lernbereitschaft <> 88%
  • 33 % Sorgfalt <> 84%

Müsste doch dann eigentlich passen, oder? Die befragten Schüler:innen schätzen sich sehr gut ein in allen geforderten Eigenschaften. Können Sie diese Begriffe in Ihren Stellenanzeigen noch mehr spezifizieren? Ein Beispiel geben?

Wie können Sie Teamfähigkeit oder Kommunikationsfähigkeit bei Bewerber:innen messen? Welche Formate braucht es dafür im Bewerbungsprozess? Viele Betriebe schwören zu Recht auf Praktika: Binnen ein paar Tagen lässt sich mehr über die Jugendlichen sagen als nach einem einstündigen Vorstellungsgespräch mit strukturiertem Fragebogen.

TOP 5 gesuchte Eigenschaften

Preboarding

“Noch nicht da sein, aber schon ein Stück dazuzugehören, das ist Preboarding!“ sagt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Beck. Was wünschen sich Schüler:innen von einem guten Preboarding?

  • Begrüßungs-/Informationsschreiben zum ersten Tag: 93%
  • Ein oder mehrere Treffen vor der Ausbildung: 87%
  • Videos mit den wichtigsten Infos für neue Azubis: 84%
  • Persönliches Treffen mit Azubis des Unternehmens: 84%

Wie gestalten Sie das Preboarding? Würden Sie die Wünsche dieser Studienteilnehmer:innen erfüllen?

Ebenso wichtig ist ein gutes Onboarding! Das wünschen sich die Schüler:innen:

  • Einführungswoche mit Ausbildenden und Azubis 95%
  • Orientierungsveranstaltung am ersten Tag 94%
  • Einführungsgespräch mit der/dem Ausbildenden 89%
  • Gemeinsames Frühstück (Azubis und Ausbildende) am ersten Tag 75%
  • Ein- oder mehrtägige Seminare 68%
  • Sportliche und kulturelle Aktivitäten 62%

Mehr als die Hälfte (55%) wünschen sich ein tolles Event zum Start anstelle erst einmal in Ruhe anzukommen. Viele machen das schon richtig gut: 89% der Auszubildenden haben sich von Anfang an im Unternehmen wohl gefühlt.

Was tun Sie bereits und was könnten Sie sich vorstellen, in Zukunft anders zu machen oder neu einzuführen?

Onboarding

Sie haben Fragen, Anmerkungen? Sind Sie beim Lesen auf eine neue Idee gekommen oder hatten Sie einen Aha-Moment? Teilen Sie es mit uns!

Susanne Preuß Geschäftsführende Gesellschafterin bei der Bühler und Preuß GmbH