Arbeitgebermarke: familienfreundlich und flexibel

Veröffentlicht am 17. Oktober 2024

Vor zwanzig Jahren waren es noch zwei Punkte am Horizont, heute stehen wir voll davor: Fachkräftemangel und Familienfreundlichkeit. Der Wunsch nach Teilzeit und familienfreundlichen Angeboten ist inzwischen entscheidend für die Arbeitgeberattraktivität.

Fachkräfte und Flexibilität

Den Unternehmen bröseln langsam die Babyboomer weg, die nun an der Schwelle zum Ruhestand stehen. Viele möchten lieber früher als später damit starten. Die nachfolgende Generation, die jetzt ins Berufsleben eintritt, ist zum einen zahlenmäßig viel kleiner und zum anderen haben diese jungen Menschen andere Prioritäten. Sinn ist wichtiger als Geld, ebenso Zeit, vor allem Zeit für die Familie. Die Generation Z hält nichts mehr von „Life at work“, also der Verschmelzung von Arbeit – die gerne Spaß machen darf – und Freizeit. Statt Work -Life Balance heißt es Work – Life Separation. Das bedeutet: ja, ich engagiere mich gerne im Job in dem zeitlichen Rahmen, der vereinbart ist, im Durchschnitt aller Arbeitsverhältnisse sind das 34,3 Stunden. Aber danach möchte ich auch eine klare Abgrenzung haben und Zeit für andere wichtige Aufgaben, beispielsweise die Familie.

Der Trend Nr. 1: aus unterschiedlichen Gründen wünschen sich Mitarbeitende Jobmodelle, die unterhalb von 100 % liegen.

Im KMU Unternehmen Bühler Baum und Garten in Nürtingen gibt es 20 verschiedene Jobmodelle und rund die Hälfte der Belegschaft von 55 Personen arbeitet weniger als 100 %.

 

Familienfreundliches Unternehmen

Das Erste, was junge Menschen von Arbeitgebern erwarten, ist eine positive Haltung gegenüber Elternzeit im Unternehmen. Eltern zu werden ist heute mit vielen Herausforderungen verbunden: bekomme ich für mein Kind einen Betreuungsplatz in der Kita und ist diese Dienstleistung auch verlässlich. Aktuell gibt es diesbezüglich leider viele Fragezeichen. Nicht wenige Kindergärten haben ihre Betreuungszeiten wegen des Fachkräftemangels reduziert. Eine weitere Sorge ist: welche Auswirkung hat eine reduzierte oder unterbrochene Arbeitszeit aufgrund der Elternschaft für meine berufliche Karriere. Unternehmen, die hier – schon im Einstellungsprozess – Unterstützung und eine positive Einstellung signalisieren und das dann auch umsetzen, sind als Arbeitgeber wesentlich attraktiver und haben im Kampf um die Talente die Nase vorn.

Als Gesellschaft müssen wir mehr Anstrengungen unternehmen, um Paare zu unterstützen, die sich für Kinder entscheiden. Als Arbeitgeber können wir bei diesem Thema ein klares Zeichen setzen. Beispielsweise besteht die Möglichkeit, als Betrieb die Kosten für die Betreuung von Arbeitnehmerkindern in Kinderkrippe oder Kindergarten zusätzlich zum Lohn zu übernehmen. Der Beitrag ist für nicht schulpflichtige Kinder von Steuern und Sozialabgaben befreit und nicht gedeckelt.

Der Trend Nr. 2: eine klare und aktiv kommunizierte positive Haltung gegenüber Elternzeit und anderen Betreuungsnotwendigkeiten macht den Unterschied zwischen einem attraktiven oder weniger attraktiven Arbeitgeber aus.

Dieser Unterscheid ist schon jetzt entscheidend dafür, Mitarbeitende zu gewinnen und ans Unternehmen zu binden.

 

Quellen:

https://www.berufe-studie.de/index.html

https://www.prognos.com/sites/default/files/2024-06/Prognos_Attraktivitaetsstudie_2024_3.pdf Seiten 27 und 37

 

 

Albrecht BühlerGründer der Initiative für Ausbildung und Inititative für Gute Arbeit, Diplom-Sozialpädagoge und Buchautor